Angora - Information
Herkunft
Angorakaninchen gehören zu den ältesten bekannten Kaninchenrassen. In der Literatur wird behauptet, die Rasse wäre wegen ihres Fells in Großbritannien schon im 15. Jahrhundert gehalten worden. Andere Qellen bestreiten dies. Wahrscheinlich haben britische Seefahrer Ende des 17. Jahrhunderts oder Anfang des 18. Jahrhunderts die Vorfahren der heutigen Angorakaninchen von ihren weiten Reisen aus dem Osten mit nach Hause gebracht.
Sicher ist, dass schon zu Beginn des 18. Jahrhunderts Angorakaninchen von britischen Seefahrern in Frankreich zum Kauf angeboten wurden und dass die Tiere bereits in diesem Jahrhundert reinrassig unter zwei verschiedenen Namen gezüchtet wurden : "White Turkish Rabbits" und "English Silk Rabbits". Später hat man sie alle in Angorakaninchen umbenannt, eine auf der ganzen Welt gebräuchliche Bezeichnung.
1777 kamen die ersten Angorakaninchen nach Deutschland und wurden von hier in die Nachbarländer, zum Beispiel die Niederlande, exportiert. Die damaligen Angorakaninchen waren mit den Tieren, die heute auf Ausstellungen präsentiert werden, in keiner Weise zu vergleichen. Das Fell und auch die Ohren waren bei diesen Kaninchen wesentlich kürzer. In erstaunlich kurzer Zeit verbreitete sich die Rasse über die ganze Welt.
Berichten zufolge züchteten damals auch Chinesen und Japaner Angorakaninchen, wobei es aber nicht sicher ist, ob diese Tiere aus Europa stammten oder vor Ort aus ihrem ursprünglichen Lebensraum in der Natur geholt worden. Sicher ist hingegen, dass in beiden Ländern im 18. Jahrhundert der Handel mit Angorakaninchen und deren Wolle blühte. Es gab sogar eine Zeit, in der die Chinesen die bedeutensten Lieferanten für Angorawolle waren.
Im Lauf der Zeit entstanden verschiedene Typen von Angorakaninchen. Sie unterschieden sich nicht nur in Größe und Gewicht, sondern auch in Struktur, Dichte und der Länge des Fells. Angorakaninchen die in Großbritannien gezüchtet wurden, produzierten ungefähr 350 Gramm Wolle im Jahr, wohingegen Tiere, die in Deutschland und Frankreich gezüchtet wurden bis zu einem Kilogramm lieferten.
Angorakaninchen kamen zunächst ausschliesslich in weiss ( Albinos) vor. Erst später hat man weitere Farben in die Rasse eingeführt.
( aus Kaninchen- und Nagetierenzyklopädie, Karl-Müller Verlag )
Name
Dem langen Haar verdankt die Rasse ihren Namen. Man hat für das langhaarige Tierfell den Begriff "Angora" eingeführt, seitdem die langhaarige Angoraziege weit bekannt geworden war. Sie stammt aus der türkischen Provinz Angora und soll noch heute in ansehnlichen Beständen in Amerika wegen ihrer feinen eigenartigen Mohairwolle gehalten werden. Die Bezeichnung "Angora" haben wir für das Angorakaninchen, das Angorameerschweinchen, die Angorakatze. Das Angorakaninchen ist nicht in Angora beheimatet gewesen , und sein Stammland wird ebenso unbekannt bleiben iw das mach anderer Kaninchenrassen.
( aus Rassekaninchenzucht von K.Dorn )
Wolle
Auf Ausstellungen wird größten Wert auf Qualität, Länge, Struktur und Dichte des Fells gelegt. Ein gesundes Angorakaninchen sollte eine Felllänge von mindestens 6 cm aufweisen, damit es auf Ausstellungen gut abschneidet. Wie jedes Kaninchen hat auch das Angorakaninchen verschiedene Haartypen :
- Flaumhaare
Sie bestimmen den Wert der Wolle. Die einzelnen Haare sind nur zwölf Tausendstel Millimeter stark. Sie sind kurzweilig gekräuselt und sollen möglichst zu 90 Prozent in der Wolle enthalten sein.
- Grannenflaumhaar
Dies ist etwas gröber und endet in einer sehr kurzen, zart verdickten Spitze.
- Grannenhaar
Es ist ungewellt und überragt das Flaumhaar. Es dient dem Vlies als Stütze und erschwert die Filzbildung. Dennoch soll es nur vereinzelt vorhanden sein. Grannenreiche Wolle mindert die Güte, hebt allerdings das Gewicht.
( aus Rasssekaninchenzucht von K. Dorn )
Körperform, Bau, Stellung
Form : Der Körper ist leicht gestreckt, breit und geschlossen
Kopf : Kurz, Stirn und Schnauze breit, Backenpartie voll entwickelt
Augen : Bei albinotischen weissen Tieren farblos, rot durchleuchtend, bei den farbigen Farbenschlägen entspricht die Augenfarbe der der Ausgangsrasse
Ohren : In ihrer Größe dem Körper entsprechend, fleischig, aufrecht getragen, gut behaart
Rumpf : Walzenförmig, tief, breit, Hals und Nacken treten nicht in Erscheinung
Rücken : Breit, Flanken gefüllt, Hinterpartie gut abgerundet, Rückenlinie ebenmäßig
Läufe : Mittellang, gerade, kräftig. Die Wolle lässt sie kürzer und kräftiger erscheinen als bei den Normalhaarrassen
Krallen : Bei weissen Tieren farblos, bei farbigen Tieren wie bei den Ausgangsrassen
Häsin : Die Häsin gleicht dem Rammler bis auf die geschlechtsbedingten Merkmale. Bei älteren Häsinnen ist eine kleine, wohlgeformte Wamme zugelassen
( aus Rassestandard 1991 )
Gewicht
Normalgewicht 3,5 kg
Mindestgewicht 2,5 kg
Höchtsgewicht 5,25 kg
Eigenschaften
Angorakaninchen in voller Haarpracht ertragen Hitze und Feuchtigkeit nicht. Man kann sie nicht waschen, da ihr Fell schlecht trocknet und schnell zerzaust.
Das Fell muss täglich gebürstet und entwirrt werden, damit das Kaninchen nicht in seiner Bewegungsfreiheit gehindert wird. Gehen Sie behutsam vor, denn allzu enthusiastisches Bürsten zieht den Verlust der Unterwolle nach sich.
Das Fell muss gekürzt bzw. geschoren werden. Normalerweise genügt dies alle zwei bis drei Monate. Wenn dies nicht oder nur unzureichend geschieht, kann das Angorakaninchen durch das verfilzte Fell auf Dauer gesundheitliche Probleme bekommen und im Extremfall sogar sterben.
Ausserdem lässt sich ein Angorakaninchen in vollem Haarkleid nur schlecht bis gar nicht auf Sägespäne halten, da dieses sich sofort im Fell verfängt. Angorakaninchen können aber problemlos auf Stroh gehalten werden, man muss nur täglich die Strohstückchen aus dem Fell entfernen.
( aus Kaninchen- und Nagetierenzyklopädie, Karl-Müller Verlag )
Rassemerkmale
Die Rassemerkmale werden bestimmt durch die Ohrbüschel, Stirnbüschel, Backenbart sowie durch den gut entwickelten Behang der Vorder- und vor allem der Hinterläufe. Diese Merkmale sind beim Rammler stärker entwickelt als bei der Häsin.
( aus Kaninchen-Kompass von Hans-Peter Scholz )
Der Stirnbüschel soll schön ausgebildet sein, sollte aber nciht die Augen des Tieres verdecken. Der Backenbart soll gut ausgebildet sein. Die Ohrbüschel sollen sich über die Rundung am Ohrende erstrecken. Wollbildung am gesamten Ohr ist nicht erforderlich. Der Behang an den Läufen soll gut ausgebildet sein.
Die Farbe reinweisser Angoras erscheint bei guten, sehr dichtwolligen Tieren, im Wollstapel betrachtet, leicht gelblich, dagegen sind kürzer behaarte Körperstellen reinweiss. Diese Unterschiede sind nicht als Fehler zu bewerten.
Neben den weissen Tieren sind alle einfarbigen Tiere zugelassen. Bedingungen sind reine Farben. Die Farben haben den Forderungen der Ausgangsrasse zu entsprechen.
Bei den farbigen Angoras ist die Farbe der kürzer behaarten Körperstellen satter als die des Wollvlieses am Rumpfe, das infolge der reichlichen und stets helleren Unterwolle eine hellere Gesamtfarbe des Körpers bewirkt. Im übrigen gelten bei den farbigen Angoras die Farbforderungen der entsprechenden Normalhaarrassen.
( aus Rassestandard 1991 )
Leichte Fehler
Größere Wamme. Etwas dünne Wolle, wenig Unterwolle, kleinere Wachstumsstörungen, ungleiches Wollwachstum. Kleinere Filzstellen. Wenig Grannenhaare. Feine, verworrene oder watteähnliche Wolle. Schwach ausgeprägte Rassemerkmale. Durch übervollen Kopfschmuck verdeckte Augen.
( aus Rassestandard 1991 )
Schwere Fehler
Zu dünne Wolle, zu wenig Unterwolle. Wolllänge unter 3,5 cm. Große Kahlstellen, die bei natürlicher Stellung des Tieres von der umgebenden Wolle nciht mehr bedeckt werden. Starke Filzbildung, Wollwachstumsstörungen. Gänzliches Fehlen der Kräuselung, fehlendes Grannenhaar oder abgeschnittene Grannen. Vollständiges Fehlen eines der Rassemerkmale.
( aus Rassestandard 1991 )